GREENFIELD FESTIVAL 2017 – Tag 2
08.06.-10.06.2017 | Interlaken, Schweiz | Festivalticket: 208,00 CHF
Der zweite Tag brachte neben ein paar Grad mehr auf dem Thermometer weitere große Acts auf dem GREENFIELD hervor. Von Dark bis – natürlich – Punk Rock und ein paar musikalischen Ausreißern war alles vertreten. Und doch sollte dieser Tag kontroverser diskutiert werden wie der Eröffnungstag.
Eigentlich bräuchten die Mittelalter-Helden die spektakuläre Pyro gar nicht, die IN EXTREMO zu Songs wie „Feuertaufe“ abzündet: Micha Rhein und seine Mitstreiter waren auch ohne jeglichen Schnickschnack eine echte Gewalt auf dem GREENFIELD. Das zeigte sich schon an der riesigen Menschenmasse vor der Jungfrau Stage, die kein Fleckchen Erde mehr erblicken ließ. Hier wusste man eben, was gut ist: So stellten sich mir bei Michas durchdringender Reibeisenstimme bei „Gaukler“ die Haare im Nacken vor lauter Ergriffenheit auf. Es sind Kunstgriffe wie diese, weshalb man IN EXTREMO Ballermann-Songs wie „Sternhagelvoll“ gerne verzeiht.
Text: Leo / Fotos: Matt, Gert
Mönch Stage - es war ihr erstes Festival in der Schweiz: Und mit einer Wahnsinns-Stimmung ließ UNZUCHT gleich eine Visitenkarte der Extraklasse bei den Verantwortlichen des GREENFIELD Festivals. Im Zeichen des „Neuntöters“, des aktuellen Albums der Dark Rocker, bretterten die Jungs um Sänger Daniel Schulz mal mit solchen Brechern wie „Kettenhund“ los, feierten dann zu elektrischeren Nummern wie „Deine Zeit läuft ab“ den spontanen Abriss – nur um dann dem begeisterten Publikum mit der Ballade „Nur die Ewigkeit“ ein seliges Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Ich würde mal behaupten: Das war erst der Anfang der UNZUCHT auf dem GREENFIELD.
Text: Leo / Fotos: Leo
Ein Auftritt von APOCALYPTICA ist beinahe wie Lottospielen: Haben sich die Finnen wieder irgendein Motto ausgedacht? Haben sie Live-Unterstützung in irgendeiner Form dabei? Und gibt es einen Sänger? In Interlaken zogen die anwesenden METALLICA-Fans das große Los: Eine Stunde lang bespielte APOCALYPTICA das Publikum mit instrumentalen Versionen der Metal-Größe. Eine wahre Freude für alle textsicheren Liebhaber der Amerikaner, forderte Eicca Toppinen die Zuschauer doch auf, selbst zum Sänger zu werden. Für alle anderen zog sich der Slot des Quartetts bisweilen fast wie Kaugummi. Trotzdem waren die vier Celli plus Schlagzeug künstlerisch überaus anspruchsvoll. Wer weiß, wieviel Inspiration die Jungs wohl für einen David Garrett waren.
Text: Leo, Gert / Fotos: Leo, Gert
Das holländische Symphonic Sextett war wie viele andere Bands dieses Jahr zum ersten Mal am Greenfield. DELAIN muss man nicht sagen, dass man bei so einem Festival live alles raushauen muss. Bei dieser Band ist „Full Power“ Programm. Und so verzückte eine von der Bergwelt sichtlich begeisterte Sängerin Charlotte Wessels jeden im sonnenüberfluteten Publikum. Die Niederländer, die sich schon seit Jahren auf der Überholspur befinden, sprühten wie üblich vor Spielfreude. Neben den aktuellen „Moonbathers“-Songs sorgte vor allem „We Are The Others“ für grenzenlose Euphorie. Respekt an die vielen Zuschauer und natürlich auch an die Band selber, für das „Dauerhüpfen“ bei 30° im Schatten, das glich Hochleistungssport. Im Nachhinein waren sich die meisten Pressevertreter einig, hier einen der besten Auftritte des diesjährigen Festivals geboten bekommen zu haben.
Text: Matt / Fotos: Matt
Kommen wir zu RANCID. Die Band ist auf der gerade stattfindenden Tour von GREENDAY der Support-Act und wohl deswegen auch gleich mal auf der großen Bühne als Co-Headliner. Eigentlich hatte die Band ihre beste Zeit Mitte der Neunziger, aber wo am GREENFIELD dieses Jahr doch so viel Punk Rock gespielt wird, fallen sie gar nicht weiter auf. RANCID machten ihre Sache in der sommerlichen Sonnenuntergangsstimmung aber gut und hinterließen ein Publikum, das jetzt eigentlich nur noch auf den Headliner GREENDAY wartete.
Text: Matt / Fotos: Matt, Gert
Den wohl brachialsten Auftritt legte EQUILIBRIUM auf der Mönch Stage aufs Parkett: Zu den heroischen, düsteren Klängen der Pagan Metaller wagten so viele Crowdsurfer die Reise, dass es der Security irgendwann zu bunt wurde: Sie schickte die Fotografen aus dem Graben vor der Bühne. Die Mannen um Sänger Robse zeigten sich davon unbeeindruckt. Als eine der wenigen „echten“ Metal-Bands auf diesem Wochenende lieferten sich Robse, Dom und Réne zu Stücken wie „Prey“ oder „Katharsis“ aus dem aktuellen Album „Armageddon“ einen wahren Wettstreit im Headbangen. Garniert mit Stimmungshebern wie dem „Waldschrein“ machte EQUILIBRIUM den Hartmetall-Mangel auf dem GREENFIELD mit einem grandiosen Auftritt wieder wett.
Text: Leo / Fotos: Leo
Der Auftritt der deutschen Metal Core Band CALLEJON begann etwas verhaltener als man es von der Musikrichtung hätte erwarten können, aber selbst dem party-wütigsten Publikum geht nach einem derart heißen Tag irgendwann mal die Puste aus. Die Phase dauerte allerdings nicht besonders lange. Spätestens bei „Kind im Nebel“ und dem darauf folgenden ÄRZTE-Cover „Schrei nach Liebe“ drehte die anwesende Zuhörerschaft vollends durch. Da war dann auch wieder das mega Festival-Feeling zu spüren, das das GREENFIELD auszeichnet. Party pur!
Text: Matt / Fotos: Matt
Tag 2 endete mit dem langersehnten GREENDAY Auftritt. Schon im Vorfeld gefeiert, galt es für Billie Joe Armstrong und seine Kollegen, dies zu bestätigen. Wer Songs wie „Boulevard Of Broken Dreams“ oder „American Idiot“ auf der Setlist hat, hat mit guter Stimmung auch keine Probleme. Es war der erwartet gute Auftritt der US-Band mit einer kleinen Einschränkung: Das Programm wurde durch diverse Einlagen arg in die Länge gezogen. Die Suche nach einem Fan, der drei Powerchords mitspielen sollte, mutierte zu einer 10-minütigen Showeinlage, die man anders hätte füllen können. Auch diverse Singspiele mit dem Publikum arteten ins Langatmige aus. Die „zufällig“ aus dem Publikum gereichten „F**K Trump“ Pappschilder waren sicher auch nicht sonderlich kreativ, erheiterten aber ungemein. Das kurze Review hier soll nicht den Eindruck erwecken, GREENDAY wären nicht in toller Verfassung gewesen. Das US-Trio war sicher ein würdiger Headliner - eine halbe Stunde kürzer oder eben musikalisch anders genutzt und es wäre perfekt gewesen. So war dann auch der Tenor im Pressebereich. Den Fans vor der Bühne hat es ohnehin gefallen. Das mittlerweile volle GREENFIELD war in vollem Party-Modus. Kleine Anekdote am Rande: GREENDAY sind alte Bekannte auf dem GREENFIELD, spielten sie doch auf dem allerersten Festival in Interlaken 2005! Der Kreis schließt sich für die Punk Rock Veteranen aus Kalifornien.
Text: Matt / Fotos: Matt
To be continued…