Wie es der Zufall (oder der Chefredakteur) wollte, fiel mir wieder eine Veröffentlichung aus dem Symphonic Metal Bereich für den Hörtest zu - eine EP von DELAIN. "Lunar Prelude" heißt das gute Stück und für mich als Old-School-Langspielplattenliebhaber wirft alleine das "EP" die Stirn schon ein wenig in Sorgenfalten. Meist ist eine EP das Auffüllen von zwei, drei neuen Songs (die nicht bis zur Veröffentlichung eines neuen Albums warten sollen) mit etlichen Coverversionen, Remixen und Live-Tracks.

Großartig anders ist es bei diesem Mini-Album auch nicht. Es eröffnet mit den zwei neuen Songs, von denen "Suckerpunch" schnell und gut ins Ohr geht. Eine typische DELAIN-Nummer mit sehr schöner Gesangslinie.

"Turn The Lights Out" beginnt eher ruhig und melancholisch. Beide Songs haben die erwartete hohe Qualität, die man von dieser Band mittlerweile gewohnt ist. "Don't Let Go" ist der erwartete Remix, der sich im Vergleich zum Original vor allem soundtechnisch - soll heißen: kraftvoller - unterscheidet. Die Live-Versionen werden von Track zu Track besser, griffiger und packender. "Lullaby" klingt für mich, ob gewollt oder ungewollt, irgendwie noch etwas dumpf, "Stardust", "Here Come The Vultures" und "Army Of Dolls" zeigen auf jeden Fall, was für eine großartige Live-Band DELAIN ist. Druckvoller Bombastsound in tollem, orchestralem Gewand in Verbindung mit harten, variablen Gitarrenriffs lassen sofort Live-Feeling aufkommen. Apropos Gitarren: erstmals ist mit Merel Bechtold eine zweite Gitarristin mit an Bord, die der Band nicht nur in puncto Härte gut tut. Die EP endet mit einer Orchester-Instrumental-Version von "Suckerpunch".

Prelude, ins Deutsche "mit Auftakt" oder "Vorspiel" übersetzt, soll die Wartezeit auf das neue Album etwas verkürzen. Es ist legitim, nach den Touren mit WITHIN TEMPTATION, SABATON und NIGHTWISH sowie der erfolgreichen eigenen Headliner Tour direkt mit einer Veröffentlichung nachzulegen, und so muss ich trotz meiner anfänglichen Old-School Vorurteile zugeben, dass DELAIN mit "Lunar Prelude" ein wirklich sehr gutes, hörbares Werk abgeliefert haben, das man sich bedenkenlos zulegen kann.

Matt Bischof