Die Metalcore-Legende legt das zweite Album vor, bei dem wieder Ur-Sänger Jesse Leach am Mikro steht. KILLSWITCH ENGAGE gibt es seit 1999 und ist eine der wenigen Bands in diesem Genre mit einem unverwechselbaren Sound. Das heißt aber auch, dass Innovationen doch eher rar gesät sind und die Fans eben genau das bekommen, was sie erwarten.

So auch beim neuen Longplayer „Incarnate“. Die Scheibe strotzt nur so vor unbändiger Power, das Songwriting ist überwiegend klasse, speziell die ersten sechs Tracks sind genial. Aber im zweiten Teil ertappt man sich öfters dabei, dass sich ein Deja Vu-Erlebnis einstellt.

Aber genug gemotzt: Mit „Alone I Stand“ kracht es gleich zu Beginn standesgemäß aus den Boxen, und auch „Hate By Design“ und „Cut Me Loose“ machen ähnlich gute Laune. Die im November 2015 vorab veröffentlichte Nummer „Strength Of The Mind“ zähle ich gar zu den besten KILLSWITCH ENGAGE-Songs überhaupt.

Produktion und Sound sind messerscharf. Jesse brüllt und singt in Höchstform. Die Drums knüppeln sich knallhart in die Gehörgänge. Warum mich die Platte trotzdem nicht vom Hocker reißt, kann ich nur schwer begründen. Ich habe mir „Incarnate“ jetzt bestimmt zehnmal angehört, aber bei jedem neuen Durchlauf stelle ich spätestens ab der Mitte des Albums fest, dass die Scheibe eher nebenher läuft und sich das Fußwippen immer mehr zurückhält.

Immer noch ein verdammt gutes Album von KILLSWITCH ENGAGE, aber ich persönlich finde, dass den Jungs ein bisschen die Luft ausgeht und es ihnen gut tun würde, wenn sie beim nächsten Album ein wenig mehr Abwechslung an den Tag legen würden.

Auch Legenden schadet es nicht, wenn sie sich weiter entwickeln.

Holger