Anspruchsvolle Comics sind schon lange keine Seltenheit mehr in der Szene. Aber Ivan Brandon und Nic Klein haben mit DRIFTER nochmal eine ordentliche Schippe drauf gelegt. Denn die Zeit in der Abram Pollux lebt, ist apokalyptischer als WINTERWELT und THE WALKING DEAD zusammen. Die Menschheit hat sich nämlich im gesamten Universum verteilt, auf unterschiedlichen Planeten leben Menschen in Kolonien.

Wie Nic Klein diese unendlichen Weiten zeichnerisch erschafft, ist auf unterschiedlichen Ebenen großartig. Vor verschiedenfarbigen Nordlichtern entstehen scharfe Kanten, markante Gesichter irgendeine Sonne oder einen Mond reflektierend. Der Deutsche erzeugt elektromagnetische Stürme oder Sand verschleierte Wüstenluft in einem Nirgendwo. Genauso wie man sich gedanklich in dieser uns unbekannten Welt schwer orientieren kann, ist auch die Geschichte des gestrandeten Piloten Pollux auf dem Planeten Ouro äußerst verworren. Er selbst weiß nicht, wie er hier her kam, wie lange er bereits auf Ouro weilt und was passiert ist. Autor Ivan Brandon lässt den Leser an seinen Gedanken teilhaben, die freilich nicht darauf warten, bis sie sprechen dürfen. Hier ist Konzentration gefordert.

Zugleich ist seine Sprache so unglaublich poetisch, dass sie einerseits wunderschön und andererseits so vieldeutig ist. Man bleibt oft hängen, kann die Bilder den Texten nicht eindeutig zuordnen und versucht immer wieder neue Zusammenhänge zu schaffen und den Faden nicht zu verlieren. DRIFTER ist anspruchsvoll, mit unglaublich viel Hingabe und der Vision etwas Großes zu schaffen. Ich denke ich muss, nein "darf" mich nochmal mit diesem tollen Comic in Ruhe hinsetzen und die tiefe Bedeutung seiner Poesie entziffern.

Inka