Lange bevor der Hype um Apokalypsen und Anarchie unsere Zeit erreicht hat, haben Chuck Dixon und Jorge Zaffino in den Achtzigern eine düstere WINTERWELT erschaffen, in der man wirklich von Hoffnungslosigkeit sprechen kann. Während bei GUNG HO noch bestimmte Siedlungen der Bevölkerung Sicherheit und ein gutes, wenn auch hart zu erarbeitendes Leben bieten, ist in der WINTERWELT Wärme und Geborgenheit ein Fremdwort. Das Eis fordert jeden zu einem Battle um Leben und Tod heraus, hier kämpft jeder für sich.

Während bei THE WALKING DEAD die Truppe um Rick Grimes gemeinsam gegen die wandelnden Toten kämpft, ist der Händler Scully schon seit Jahren alleine im ewigen Winter unterwegs. Eigentlich geht es die ganze Zeit nur ums Überleben, der Sinn des Lebens ist, mit aller Kraft nicht zu sterben. Was kann düsterer sein? Die Zivilisation liegt schon so weit in der Vergangenheit zurück, dass die Menschen denken, Pizza Hut sei ein weiser, alter Mann gewesen. Unter Eis konservierte Shopping Malls sind Wunderwelten und die Leute, die auf der "Farm" leben, ein mit Glas überdachtes ehemaliges Sportstadion, sind reiche Menschen. Denn sie leben im Warmen und können Gemüse anbauen. Wer sich ihr nähert wird jedoch als Sklave zur Bebauung missbraucht. Nachdem Scully die Jugendliche Wynn kennenlernt, ziehen die beiden in Richtung Süden. Gemeinsam mit dem treuen Dachs Rah-Rah machen sich die beiden auf die Suche nach dem Ort, woher die fliegenden Maschinen kommen, aus der Wynn als Kind auf die eiskalte Welt abstürzte.

Über 30 Jahre nach dessen Erscheinen ist WINTERWELT nun auch endlich auf Deutsch erhältlich. Praktischerweise sind das Sequel WINTERSEE und ein Bonusteil in der Classics Auflage enthalten. 13 Jahre nachdem der legendäre Comiczeichner Zaffino starb, lebt der Argentinier in seinem Meisterwerk noch mal auf. Manchmal erkennt man bei seinen Schwarz-Weiß Zeichnungen nicht sofort, um wen es sich in dem einen oder anderen Ausschnitt handelt, gerade wenn es keine "Großaufnahmen" sind. Die Schatten, die die Sonne auf die vermummten Menschen wirft, wirkt verzerrend stark. Die Nahen der verschiedenen Figuren wiederum sind einfach nur schön. Chuck Dixon verpasst der WINTERWELT mit tollen Dialogen eine spannende Story, die sich gerne auf 152 Seiten ausbreiten darf! Die Kirsche auf dem Eisbecher war natürlich die Nachricht von der Fortsetzung der Geschichte rund um Wynn und Scully. Wie gut Diego Rodriguez das Erbe Zaffinos in WINTERWELT 1 - LA NIÑA zeichnerisch fortgeführt hat, lest ihr bald hier!

Inka