Nach ihrer Scheidung entschließt sich Cheryl Strayed (Witherspoon) den knapp 2000 Kilometer langen Pacific Crest Trail zu bezwingen, der sie, entlang der Westküste, an die Grenze Nordamerikas zu Kanada bringen wird. Es scheint zunächst, als habe sich die stoisch wirkende Frau zu viel zugemutet. Ihr Gepäck ist unglaublich schwer, sie bekommt wunde Füße, hat mit Nahrungs- und Wassermangel zu kämpfen und nicht zuletzt mit dem fast völligen Alleinsein in der Wildnis. In knappen Rückblenden wird langsam klar, was Cheryl zu dem Gewaltmarsch getrieben hat. In fesselnden Bildern sieht der Zuschauer die Rauheit, aber auch die betörende Schönheit der abwechslungsreichen Landschaft, er kommt aber nicht umhin, im Fernsehsessel mit Cheryl zu leiden.

Unglaublich ist, dass sich diese Geschichte vor etwa 20 Jahren so zugetragen hat. Die echte Cheryl war am Set laufend als Beraterin tätig, sie selbst hat eine kleine Rolle, ebenso ihr heutiger Ehemann. Am ergreifendsten aber ist das Spiel ihrer kleinen Tochter, die Cheryl als Kind zeigt. Zum perfekten Heimkinoerlebnis wird WILD durch ein dickes Paket an Extras, das viele Originalbilder, echte Schauplätze und Menschen zeigt, die damals Cheryls Weg gekreuzt oder begleitet haben. So wird die Story für den Zuschauer noch greifbarer und anrührender.

Fazit: Ganz großes Kino der ruhigen Art, das eine wahre Geschichte erzählt, ohne jemals lang zu werden. Die Rückblenden wirken zunächst verstörend, sind aber wichtig, und bilden letztlich das Salz in der Suppe. Wunderbare Arbeit!

Alfred